Optimismus verboten!


Gewiss leben wir in außergewöhnlichen Zeiten, die bei uns Ängste wecken, die wir bisher alle nicht kannten. Sicherlich mussten sich Einzelne von uns auch zuvor schon einmal Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen oder um die Gesundheit naher Angehöriger bangen. Das Neuartige an der jetzigen Situation ist, dass das Corona-Virus uns alle treffen kann und wir nicht so richtig wissen, was uns da trifft.

Der Blick auf die Zahlen in Deutschland lässt manchen vermuten, dass es sich hier um eine Grippe handelt, die sich einfach nur schneller verbreitet und nur für jene gefährlich ist, die ohnehin mit dem Tod ringen. Allerdings ist dies ein Trugschluss, wenn man an die Bilder denkt, die uns aus der Lombardei oder aus dem Big Apple erreichten. Das Mittel der Wahl, um die Seuche in die Schranken zu weisen, war und ist Social Distancing, Abstand halten. Um dies zu gewährleisten ließ die Bundesregierung durch Länder und Kommunen zahlreiche Geschäfte und Schulen schließen und untersagte Aktivitäten von Vereinen und Veranstaltungen. Angesichts der Meldungen aus Italien machten die Menschen diese Maßnahmen bereitwillig mit und hinterfragten diese auch nicht. Im Gegenteil, Prominente wie Oliver Pocher bettelten um noch schärfere Maßnahmen, um einen Shutdown. Ein Begriff der in Deutschland bisher nicht definiert ist, gefordert wurde er dennoch.

Erfolg mit Nebenwirkungen

Inzwischen sind jedoch mehrere Wochen vergangen und die Einschränkungen zeigten Wirkung, denn die täglichen Neuinfektionen sind von etwa 7.000 auf teilweise unter  1.000 gesunken Ohne Frage ein Erfolg. Mittlerweile werden jedoch auch die Nebenwirkungen der Maßnahmen zunehmend spürbar. Zahlreiche Unternehmen verzeichnen drastische Umsatzeinbußen, was bei deren Angestellten Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft wachsen lässt. Zudem belastet viele Menschen zunehmend der fehlende Kontakt zu ihren Mitmenschen und die Tristesse eines Alltags ohne die üblichen Vergnügungen. Während Spaziergehen, Netflix-Abende und Wohnzimmer-Konzerte anfangs noch als angenehme Entschleunigung empfunden wurden, klagen immer Menschen über Langeweile. Von den Belastungen von Familien mit kleineren Kindern, ganz zu schweigen.

Shutdown oder Katastrophe?

Dementsprechend werden Rufe nach Lockerungen laut und lauter. Während die einen das Virus zu verharmlosen suchen, blicken andere nach Schweden und merken an, dass die es mit weniger strengen Auflagen auch schaffen, das Virus annähernd in Schach zu halten. Und hier schlägt die Stunde der Pessimisten. Teilweise kann man das Gefühl haben, Einige sind beleidigt, dass die Schweden es auch mit milderen Maßnahmen zu schaffen scheinen, Bilder wie aus Bergamo zu vermeiden, auch wenn die Todesrate dort leider etwas höher liegt. Eher fordern sie einen kompletten Shutdown, was auch immer das ist, bis Ende 2021. Vorher gebe es auf keinen Fall einen Impfstoff und jede Lockerung führe in die Katastrophe, es gehe ja um Menschenleben. Wer eine andere Meinung vertritt, wird gern als Verschwörungstheoretiker bezeichnet, mindestens aber als profitgetriebener Geldgeier oder Vertreter der egoistischen Spaßgesellschaft.

Nachfragen erlaubt!

Die repressivsten Maßnahmen müssen nicht immer die besten sein! Es muss ein Modus gefunden der sich durchhalten lässt und akzeptiert und nicht mit Verachtung gestraft wird. Die Nebenwirkungen eines totalen sogenannten Shutdowns werden hier völlig außen vorgelassen. Auch einer Hinterfragung von der Sinnhaftigkeit sämtlicher Schritte, wird gern mit dem Hinweis begegnet, man solle doch den Experten vertrauen und sich nicht als Hobby-Virologe aufspielen. Sicherlich ist es richtig und wichtig sich deren Meinung anzuhören, alles andere wäre töricht. Dennoch ist es berechtigt mit kritischem Verstand auf die Fakten und Empfehlungen zu schauen, Fragen zu stellen und zu einer alternativen Einschätzung zu kommen.

Meinungspluralismus und Unwägbarkeiten

Denn auch die Virologen haben unterschiedliche Meinungen und revidieren diese. Das ist völlig normal. Dementsprechend sollten auch die Kritiker der Kritiker bedenken, dass ihre Ansichten nicht die einzig legitime sind. Gerade die Maskenpflicht darf hinterfragt werden, was sowohl einzelne Virologen als auch die WHO tun. Daher ist nicht jeder ein Aluhutträger, der hier zumindest kritisch hinterfragt. Auch bei der Frage nach der Verfügbarkeit eines Impfstoffs flüchten sich einige in Fatalismus. Vor Ende des Jahres 2021 wäre dieser auf keinen Fall verfügbar und ob er überhaupt kommt wäre auch fraglich. Als die Mainzer Firma BioNTech Anfang März verkündete sie könnten Ende April einen Impfstoff parat haben, wurde dies als unseriös bezeichnet.

Hoffnung trotz Realismus

Natürlich ist dieser jetzt nicht einsatzbereit, aber er ist immerhin zur ersten Testphase zugelassen worden, in Deutschland. Auch Forscher der Universität Oxford meinten, es könnte bereits im Juni einen Impfstoff geben, den man an Menschen testen könne. Dementsprechend lasse ich mir die Hoffnung nicht nehmen, dass wir noch im Jahr 2020 einen Impfstoff bekommen und wir so frei leben, reisen und arbeiten können, wie es noch vor wenigen Wochen gewohnt waren. Auch lasse ich mir den Optimismus nicht nehmen, dass wir trotz der Lockerungen und einigen Nachlässigen keine lombardischen Verhältnisse bekommen.

Den Kopf oben behalten

Warum? Weil das Virus dort eine zeitlich völlig ungehindert kursieren konnte. Großveranstaltungen wurden abgehalten und auch Vorsichtsmaßnahmen waren nicht installiert. Ob man die Gefahr nicht ernstgenommen und zu spät reagiert oder nichts von der kursierenden Gefahr wusste sei dahingestellt. Obendrauf kommt, dass es die Lombardei ohne Vorwarnung traf, die Intensivkapazitäten konnten nicht hochgefahren werden und auch Erfahrungswerte, wie sie inzwischen gesammelt wurden, waren anfangs noch nicht vorhanden. Und zur Frage, wenn es niemals einen Impfstoff geben sollte: Selbst die Spanische Grippe war nach etwa 2 Jahren ausgestanden, inmitten einer kriegsgeschädigten Infrastruktur und weit weniger technischen Möglichkeiten als heute.

Fakten haben nicht immer recht

Zum Schluss noch eine Anekdote. Den Fußballfans unter uns ist Danny da Costa als der Dauerläufer der Frankfurter Eintracht bekannt. Warum der nicht in der Nationalmannschaft kickt, weiß wohl nur der Schwarzwald. Dieser offensive Rechtsverteidiger, der immer wieder mit süffisanten Interviews von sich reden macht, stand vor wenigen Jahren vor dem Ende seiner Karriere. Nach einem schweren Foul hatte er einen offenen Schienbeinbruch erlitten, der auch neurologische Schäden verursachte. Die Ärzte sagten ganz klar, dass er sich einen neuen Beruf suchen müsse, das Bein würde sich nicht wieder vollständig erholen.

Kein Wunder, aber trotzdem schön

Selbst optimistischere Ärzte prognostizierten ihm, dass es wohl drei Jahre dauern würde, bis sich die Nervenstrukturen erholen würden. Doch 10 Monate stand Danny da Costa wieder auf dem Fußballplatz und wurde zu dem Spieler den wir heute alle kennen. Sicherlich soll man die Fakten nicht verkennen und weiter Vorsicht walten lassen. Auch das Comeback von Danny da Costa war ein steiniger Weg, aber er gelang! Also lasst uns mit Optimismus und Hoffnung in die Zukunft blicken. Die pessimistischste Perspektive ist nicht die realistischste, auch wenn wir Deutschen das gerne glauben.

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