Mainstream oder Aluhut!


Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Ein abgedroschener Spruch, der sich gegenwärtig zu Recht höchster Beliebtheit erfreut. Denn wochenlang unterlagen weite Teile Europas  extremen Maßnahmen wie Ausgangssperren, Kontaktbeschränkungen oder auch die Betriebsschließungen. Fast ein ganzer Kontinent lag in Schockstarre. Apokalyptische Bilder aus den Epizentren der Corona-Krise ließen die Bürger diese massiven Einschränkungen der Grundrechte offenbar klaglos hinnehmen. Inzwischen ist die erste Welle vielerorts abgeklungen und allmählich erwacht das öffentliche Leben.

Vielen Menschen dämmert jetzt was sich die letzten Wochen zugetragen hat. Bezogen auf Deutschland bedeutete dies, dass das Land im Zusammenspiel von Bundesregierung und Ministerpräsidenten durch Verordnungen regiert wurde – in anderen Ländern würde man von Dekreten sprechen. Ohne die Beteiligung der Parlamente wurden einzelne Grundfreiheiten teilweise oder gänzlich ausgehebelt. Gewiss sind dies Begebenheiten, die einen noch Ende Februar undenkbar erschienen, die man eher in einer Diktatur vermutete als in einer funktionierenden Demokratie. Zu einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gehören Menschen, die das Handeln der Regierung kritisch hinterfragen, erst recht, wenn Freiheitsrechte weitreichend eingeschränkt werden.

Angst und Demagogie

Dementsprechend ist eigentlich nur logisch, wenn das Gebaren der letzten Wochen auf Fragen und auch auf Protest stößt. Dabei ist es zu einfach die Protestierenden als Verschwörungstheoretiker oder auch Aluhutträger zu diffamieren. Sicherlich befinden sich unter den Kritikern auch solche, die bei jeder Krise von einem Aufkommen einer New World Order, einer Weltregierung faseln. Gewiss befinden sich unter diesen Leuten solche, die irrational argumentieren und für Fakten nicht zugänglich sind. Allerdings muss man auch anerkennen, dass die gegenwärtige Situation bei den Menschen Ängste hervorruft. Ein tödliches Virus kursiert und die Wirtschaft droht zu kollabieren, da können die Nerven schon einmal blank liegen.

Fakten über alles?

Der schlichte Verweis auf Fakten hilft da nicht weiter: In westlichen Ländern ist es beispielsweise wahrscheinlicher an der eigenen Bettdecke zu ersticken als an einem Terroranschlag, was verständlich ist. Zumal an dieser Stelle erwähnt sei, dass einen auch die eifrige Lektüre von Spiegel Online oder das Zitieren von Karl Lauterbach noch lange nicht zum Virologen macht. Denn Artikel aus nicht-wissenschaftlichen Magazinen haben das Problem, dass sie oft nicht von Experten verfasst wurden und zudem für ein nicht-fachkundiges Publikum geschrieben werden. Diese Verkürzungen machen aus Eventualitäten teilweise Fakten, die noch gar nicht bestätigt sind. Ein Beispiel ist hier die Behauptung, dass die Sterblichkeit beim Corona-Virus höher als bei der Spanischen Grippe ist.

Argumente statt Belehrungen

Nichtdestotrotz ist es auch Laien erlaubt sich eine Meinung zu bilden. Und die darf auch vom Mainstream abweichen. Vorwürfe man sei nicht rücksichtsvoll, weil man sich gegen die Maskenpflicht ausspricht helfen nicht weiter und führen eher zu einer Verhärtung der Fronten und können ebenfalls  zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. Dementsprechend ist es eher ratsam sich den Argumenten zu widmen. Natürlich sind Aufrufe zu Waffengewalt von Attila Hildmann besorgniserregend. Auch Behauptungen, dass Bill Gates die Weltbevölkerung auf 500 Millionen Menschen dezimieren will, erscheinen allzu verrückt. Dennoch sollte man KenFM oder auch Christoph Hörstel zumindest zuhören, um ihnen dann mit der Kraft des Arguments begegnen zu können.

Lackmustest für die eigene Meinung

Die Auseinandersetzung mit divergierenden Meinungen setzt auch das eigene Meinungsbild einem Test aus. Wer Recht hat, muss eine Diskussion nicht fürchten! Daher ist eine Verächtlichmachung von alternativen Ansichten vielleicht der bequemste Weg, aber mit Sicherheit nicht der Richtige. Weiterhin muss man aufpassen nicht alle Menschen mit abweichenden Ansichten in einem Topf mit Impfgegnern und Chemtrails-Gläubigen zu stecken.

Selbsterfüllende Prophezeiung

Immerhin dürfte die Angst um die wirtschaftliche Existenz mitunter dazu führen, dass Tatsachen die nicht in das eigene Meinungsbild passen, ausgeblendet werden. Wir alle sind Menschen mit Meinungen, die auch dann Respekt verdienen, wenn sie einem nicht passen. Dennoch wäre ich dankbar, wenn die Teilnehmer an Anti-Corona-Protesten Abstand zueinander wahren. Sonst erzeugen sie durch ihren Protest genau das, wogegen sie demonstrieren, einen weiteren Lockdown, den nun wirklich keiner will.

Hinterlasse einen Kommentar